...Auf dieser Dialektik von Unschuld und Entsetzen bauen die Bilder von Ellen Semen auf. Sie setzen Harmloses scheinbar kommentarlos neben Grauenhaftes. Der Entfremdung in Gestalt künstlicher, nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten designter Manga-Figuren steht unmittelbarer Realismus in Form collagierter oder realistisch reproduzierter Abbildungen aus Fotoreportagen gegenüber.
Ausgangspunkt sind semantisch stark codierte Zeichen, die ihrerseits verfremdet kombiniert und in absurde Zusammenhänge gesetzt werden. Die hineincollagierte Figur aus einer Zeitschrift steht dabei gleichberechtigt neben botanischen Darstellungen und freien malerischen Kompositionen, die aus den Versatzstücken neue Einheiten schaffen. Unversehens schleicht sich das nicht Begreifbare, sich jeglicher Logik Entziehende in die alltägliche Wahrnehmung und unterwandert all das, was vordergründig klar, schön und normal erscheint. Die künstliche Inszenierung kippt so unvermittelt in das Schreckliche, das Naive ins Katastrophale.
..Es ist eine komplett artifizielle Welt, die in erschreckend direkter Weise wieder auf das Reale zurückführt. Scheinbare Naivität entpuppt sich dabei als äußerste Raffinesse.
Das Böse lauert in der Blume – "O Rose, thou art sick", wie schon William Blake wusste.